"Papagei auf Berndeutsch. Jede Samstagnacht einmal, währenddem die Mitternachtsglocke schlägt". So hatte es ihm der Pfarrer aufgetragen. "Segnung des arbeitsfreien Sonntages", war die Begründung. Nur schon, dass er es gewagt hatte nachzufragen, liess der Antwort einen eindringlichen Blick folgen.

Am Sonntag würden mehr Kinder gezeugt als an andern Tagen, hörte er schon mehrmals den Pfarrer mit erhobenem Mahnfinger predigen.
Vom Nachbarn hatte er gehört, dass der Nachbar selber sich in der Beichte entschuldigt haben soll, den Ratschlag nicht jeden Sonntag zu Herzen nehmen zu können. Wie die Kirche die Leute dazu bringen konnte, das zu tun, was sie von ihnen verlangte, ist Chrigel nie ganz klar geworden.

An sich selber schon hat er bemerkt, dass ihn eine seltsame Freude überkommt, wenn der Stundenzeiger kurz vor der neuen Stunde stand. Dies schon lange nicht mehr nur vor der samstäglichen Mitternacht. Manchmal musste er sich zwingen, das berndeutsche Wort ausschliesslich zur abgemachten Zeit auszusprechen. Chrigel war stolz auf sich, Wort halten zu können.
In einem ketzerischen Buch hatte er einmal gelesen, dass sich die Kirchenleute geheimer Methoden bedienten, welche ganz normale zufriedene Leute angeblich zu machtgierigen Wahnsinnigen machen sollen. Dabei wurde konkret auf eine Geschichte aus der Bibel verwiesen, welche, wusste er nicht mehr. Nur, jedesmal wenn ihm der Nachbar begegnete, begann er von Neuem, an der Macht der Kirche zu zweifeln.

Gerne hätte er mehr Aufträge vom Pfarrer angenommen, doch dieser meinte, man müsse sich beschränken können. Auch als er ihm gerne etwas gebeichtet hätte, erwiderte der Pfarrer schroff, er nehme keine Beichte ab. Warum denn sein Nachbar dürfe, wagte er nicht mehr zu fragen.


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